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Willkommen!

Wir erzählen die Geschichte des Künstlers und Psychiatriepatienten Julius Klingebiel (1904 bis 1965) und  beschreiben sein einzigartiges künstlerisches Werk, die Geschichte der Rezeption und die Bemühungen um den Erhalt des Kulturdenkmals.

Er litt er unter einer schweren seelischen Erkrankung. Nachdem er 1939 polizeilich zwangseingewiesen wurde, wurde er 1940 zwangssterilisiert und dadurch Opfer der NS-Rassengesetze. Er überlebte die Tötungsprogramme der NS-Psychiatrie, einen Massenmord an mehr als 250.000 Menschen und überstand die Kriegsjahre. Er hatte jeden Kontakt zu seiner Familie verloren. Über ein Vierteljahrhundert war er geschlossen untergebracht: Auch als dies in den 1950er Jahren gesetzlich geboten war, blieb er eingeschlossen. Es fand keine richterliche Anhörung statt. Er blieb entrechtet. Dies wirft ein Licht auf die Anstaltspsychiatrie der Nachkriegszeit.

 

Aber er hatte seine Erinnerungen, sein Wissen und seine Kraft. Jahrelang lebte er in "seiner" Zelle 117 im ehemaligen Verwahrungshaus Göttingen. Hier bemalte er ab 1951 alle Wände und gestaltete eine unverwechsel-bare Bilderwelt aus Landschaften, Symbolen, Menschen, Tieren, Technik. Bis 1963 übermalte er Abschnitte und fügte Details hinzu. So schuf er auf 9 Quadratmetern seine eigene Welt. Er hielt Vergangenes fest und schuf Neues. Man darf dies als Ausdruck seiner künstlerischen Schaffenskraft, als Akt der Befreiung deuten. 

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Zellentür 117 (2013). Land Niedersachsen / Projektarchiv

Als Raumausmalung der Nachkriegszeit ist die Zelle ein Solitär von internationaler Bedeutung. Sie enthält Bezüge im Raum, zeigt eine strenge Ordnung und einen Kosmos von Details. Weltweit finden sich nur wenige vergleichbare Kunstwerke der "art brut" oder "Outsider Art", der sogenannten Außenseiterkunst aus  der Psychiatrie. Diese Kunst entfaltet sich aus ureigener schöpferischen Kraft, unabhängig von künstlerischer Ausbildung oder vom Kulturbetrieb.

Seit 2010 engagieren wir uns dafür, Klingebiels Raumausmalung zu erhalten und als Kulturgut öffentlich sichtbar zu machen. Die Zelle ist von Verfall bedroht. Sie steht seit 2012 unter Denkmalschutz. Das gefängnisartige Verwahrungshaus aus dem Jahr 1909 gehört dem Land Niedersachsen. Es wurde bis 2016 für die gesicherte Unterbringung psychisch gestörter Straftäter genutzt und steht seitdem leer. Besichtigungen sind derzeit nicht möglich. Die Landesregierung hat immer wieder betont, dass die Zelle erhalten und auch der Öffentlichkeit zugänglich werden soll. Nach Verlautbarungen 2018 bis 2023 wird dies mittlerweile mit hohem Aufwand umgesetzt.

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Wir stellen uns vor

Dr. med. Dirk Hesse ist Ärztlicher Direktor des Niedersächsischen Maßregelvollzugszentrums Moringen. Als das Niedersächsische Landeskrankenhaus Göttingen im Jahr 2007 an den Klinikkonzern Asklepios verkauft wurde, gelangte das (1990 umbenannte) "Feste Haus", in dem sich die Klingebiel-Zelle befindet, in die Zuständigkeit der Moringer Landeseinrichtung. Von Anbeginn an machte Hesse sich die Anliegen des Klingebiel-Projektes zu eigen und unterstützte die psychiatrie- und kunsthistorische Aufarbeitung. Er begleitet die Arbeit auch als erster Vorsitzender des Fördervereins Sozialpsychiatrie Moringen e.V..

Dr. med. Manfred Koller war von 1994 bis 2015 Ärztlicher Direktor des ehemaligen Niedersächsischen Landes-krankenhauses Göttingen / Asklepios Fachklinikum Göttingen. Bis 2005 gehörte das Feste Haus zum Landeskrankenhaus. Wie seine Vorgänger setzte Koller sich über Jahrzehnte für den Erhalt der Klingebiel-Zelle ein. Das Krankenhaus zeigte ab 2002 eine erste Replik aus Großbild-Fotos. Koller förderte die Kunsttherapie und freie künstlerische Arbeit von Patientinnen und Patienten und initiierte regelmäßige öffentliche Kunstausstellungen in den Räumen der Klinik.

Prof. Dr. med. Andreas Spengler aus Wunstorf organisierte im Jahr 2010 gemeinsam mit dem Künstler Siegfried Neuenhausen und mit Lothar Schlieckau in Hannover die Ausstellung "Elementarkräfte". Er war Ärztlicher Direktor des  Niedersächsischen Landeskrankenhauses Wunstorf / KRH Psychiatrie Wunstorf (1988 bis 2008) und sieht sich in einer besonderen Tradition: Julius Klingebiel war in den Jahren 1939 bis 1941 hier zwangsweise untergebracht. 2011 übernahm Spengler ehrenamtlich die Leitung des Klingebiel-Projektes. Er vertieft dies durch seine psychiatrie- und kunsthistorische Arbeit und ist Autor dieser Homepage.

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Der gemeinnützige Förderverein Sozialpsychiatrie Moringen e.V. ist Träger unseres Projektes und unterstützt die Publikation dieser Homepage.

 

Neben sozialen Diensten für psychisch kranke oder suchtkranke Patientinnen und Patienten im Maßregelvollzug unterstützt der Verein satzungsgemäß auch kulturelle Anliegen, vor allem die Kunst Betroffener in der Psychiatrie.

Langjähriger ​Geschäftsführer war Pastor Friedrich Schwenger.Ihm folgte 2024 Armin Papendick nach.

Spenden für das Projekt sind steuerlich abzugsfähig.

Foto: Projektarchiv

 

Die Initiatoren des Klingebiel-Projektes (2014) Projektarchiv

Wir stellen uns vor Menü

Klingebiels Geschichte in 100 Wörtern

Julius Klingebiel, geb. 1904, aus Hannover war Schlosser bei der Wehrmacht. 1939 erkrankte er an einer Psychose, griff Angehörige an und wurde polizeilich nach Wunstorf in die Anstalt eingewiesen.

 

Nach den NS-Erbgesundheitsgesetzen wurde er 1940 zwangssterilisiert. 1941 nach Göttingen verlegt,
überlebte er die NS-Tötungsprogramme und Kriegszeiten. Seine Unterbringung wurde bis zu seinem Tod 1965 nicht richterlich genehmigt.

Im Verwahrungshaus malte er ab 1951 alle Wände seiner engen Zelle 117 aus und gestaltete ein einzigartiges Raumkunstwerk. Die Malerei wurde erhalten. Sie ist heute als bedeutendes Zeugnis der sogenannten „Außenseiterkunst“ anerkannt.

 

Sie steht unter Denkmalschutz (2012) und ist b.a.w. nicht öffentlich zugänglich.

100 Wörter Menü

Unsere Homepage

Diese Homepage wurde m Jahr 2020 als nicht-kommerzielles Informationsangebot des Klingebiel-Projektes von Andreas Spengler verfasst und gestaltet und wird von ihm redaktionell weiter betreut.

 

Die Ansicht mit kleinen Mobilgeräten ist in leicht gekürzter Fassung möglich. Für eine vollständige Ansicht wird die Desktop-Version empfohlen.

​Die Adresse www.elementarkraefte.de stand von 2010 bis etwa 2019 im Netz. Sie enthielt einen Ordner über Julius Klingebiel, welcher über die jüngere Adresse www.julius-klingebiel.de erreichbar war.

 

Beide URL erreichten bisher zusammen über 20.000 Besucher aus dem In- und Ausland.

 

Die Vorläufer-Seite www.elementarkraefte.de steht nicht mehr zur Verfügung.

Auf dieser Homepage finden Sie hinten wenige Hinweise auf die damalige Ausstellung 2010

Ältere Versionen bleiben soweit bekannt im Internet Archive auffindbar.

Datum der letzten Änderung: 6.9.2024

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