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Eröffnung

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 Foto: Projektarchiv

Bürgermeister Bernd Strauch † eröffnete die Ausstellung am 25.4.2010 mit einem Dank an die Initiatoren, alle Mitwirkenden und Förderer, besonders aber einem Glückwunsch an die teils anwesenden Künstlerinnen und Künstler. Grußworte kamen von Regionspräsident Hauke Jagau und Siegrid Maier-Knapp-Herbst als Präsidentin der Klosterkammer Hannover.

 

Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen Hubert Hüppe steuerte brieflich ein Grußwort bei. Sein Wunsch sei, "dass die Menschen und die Kunst, die sie geschaffen haben, auch in Zukunft ihren Platz und ihre (Be-)Achtung in der Gesellschaft erfahren."


In der Einführung beschrieb Priv. Doz. Dr. Thomas Röske die historischen Bezüge und Themenstränge in der Ausstellung: etwa Technik, Mensch, Gott, Natur. Er stellte die Ausstellung in den Kontext der Rezeption von "art brut" in der Kunstwelt und in ihren gesellschaftlichen Kontext.

Eröffnungsymposion

Priv. Doz. Dr. Thomas Röske hob in seiner Einführung am 25.4.2010 die erstmals überhaupt gezeigten Original-Aquarelle von Julius Klingebiel und die Replik der Klingebiels Zelle hervor: Es gebe wenig erhaltene Kunst aus dem psychiatrischen Kontext der 50-er Jahre. Klingebiels Werk sei so gesehen ein echter "Solitär". Das Werk sei zu erhalten und weiter wissenschaftlich zu erschließen.

 

Röske beschrieb, wie die Entwicklung von Kunst aus psychiatrischem Kontext Einfluß auf die Entwicklung der Moderne gewann. Das innere Anliegen und die Botschaft der Künstler selbst dürfe in der öffentlichen Rezeption nicht untergehen. Ihre Kunst sei aus einem spezifischen Kontext entstanden.

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Prof. Dr. Ulrich Krempel, damaliger Direktor des Sprengelmuseums Hannover wählte für seinen Beitrag den von Joseph Beuys entlehnten Titel "Jeder Mensch ist ein Künstler". Er zeigte an Werken etablierter Künstler, wie diese sich schon immer auch auf die Quellen der "art brut" berufen haben. Ein Begriff wie "outsider art" sei diskriminierend und obsolet.

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Symposion: Künstler als Opfer der NS-Psychiatrie

Vier Beiträge waren den in der Ausstellung vertretenen Künstlerinnen und Künstlern gewidmet.

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Die expressionistische Malerin Elfriede Lohse-Wächtler, geb. 1899, wurde 1935 zwangssterilisiert und nach langem Leidensweg 1940 in der Tötungsanstalt Pirna Sonnenstein ermordet.

Hans Schöner, Hamburg, berichtete über ihr Leben und ihre große Kunst.

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Gustav Johann Wilhelm Sievers, geb. 1865, war Weber und Erfinder. Als psychisch Kranker kam er 1909 auch in das Göttinger Verwahrungshaus. Zu seinem zeichnersichen Werk gehören Ansichten der benachbarten Korrigentenanstalt aus einem ähnlichen Blickwinkel, wie er auch aus Klingebiels Zelle zu sehen ist. Er wurde 1941 in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet. Dr. Raimond Reiter †, Hannover, berichtete über sein Leben.

 

Paul Goesch, geb. 1885, war Baumeister und Maler. Noch in den 1920er Jahren malte er als Patient in der Göttinger Anstalt Aquarelle. Er wurde 1940 in der Tötungsanstalt Brandenburg/Havel ermordet. Gerd Steffen, Wunstorf, referierte über seine Kunst und seinen Lebensweg.

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Dorothea Buck, geb. 1925, wurde als psychisch Kranke 1936 zwangssterilisiert und erlebte später die Deportation von Mitpatienten mit. Sie wurde Bildhauerin und Kunstlehrerin und engagierte sich als Autorin und Mitbegründerin der Bewegung Psychiatrie-Erfahrener. Sie lebte, hoch geehrt, bis zu ihrem Tod 2019 in Hamburg. Ruth Fricke, Herford, stellte Dorothea Bucks Leben und ihr Engagement für die Betroffenen vor.

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Vortrag: Die Bildhauerprojekte Wunstorf und Hamburg-Ochsenzoll 1981-1982

Prof. Siegfried Neuenhausen, Hannover, berichtete über seine Arbeit mit Psychiatriepatienten. Er führte Psychiatriepatienten, die keine künstlerische Vorerfahrung hatten, an die Steinbildhauerei heran und beschrieb seine Erfahrungen als "Graben nach verschütteter Kreativität".

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